Ashram

Auf den Spuren von Krishna – Tag 6

Und wieder aufwachen im Ashram, diesmal schon sehr früh am Morgen.
Zu den Pflichten eines guten Hindus gehört nämlich die Umrundung der Stadt Vrindavan auf den Spuren von Krishna. Als Gast habe ich mir die Freiheit herausgenommen meine Schuhe dabei anzubehalten.

Affen in Vrindavan

Unterwegs begegnete uns eine Frau die Bananen aus einem TukTuk verfütterte. Sie war eine Verehrerin von Hanuman dem Affengott und fütterte seine Familie

Morgens in Vrindavan

Die Gebetskette, die man dabei mit sich trägt, kann man dabei genau 16 x „umrunden“, denn der Weg dauert ca. 2 Stunden. Danach darf man dann auch lange duschen.

Sandipani Muni School – Essen der Witwen

Heute ist der Tag der Witwen. „Food for Life“ sucht immer Sponsoren die das Essen für die Witwen ausgeben. Leider sind diese Essen noch sehr ungleichmäßig, da sich noch nicht genügend Sponsoren gefunden haben.

Witwen beim Essen

Alle Frauen (sie dürfen laut indischer Tradition nicht arbeiten und sind somit auf Almosen angewiesen) werden eingeladen und verköstigt. Für viele von ihnen, neben den Tempeln, der einzige Anlaufpunkt für regelmäßige Nahrung. Neben der Speisung erhält jede der Teilnehmerinnen noch 25 Rupien (0,35 EUR) Taschengeld für den persönlichen Bedarf. Während der Mahlzeit werden Fotos gemacht und dem jeweiligen Sponsor gemailt, damit dieser nachvollziehen kann wie mit seinen 120 EUR verfahren wurde.

Blinde beim Essen

Die Reste die von der nahrhaften und reichlichen Portion übrigbleiben gehen an ein Blindenhaus in der Nähe.

Mit der Aufgabe die jungen Lehrerinnen bei der Essensausgabe zu unterstützen haben wir auch fast den halben Tag verbracht. Und immer stellte sich das Gefühl ein nie eine Stunde sinnvoller verbracht zu haben.

Kurz vor unserer Abfahrt nach Varanasi sind wir noch schnell in ein Internet Café gehuscht um die neuesten Tickets für die Weiterreise zu drucken. Für alle die Geld für das nächste Ziel benötigen: Im ISCON Tempel steht ein ATM-Geld-Automat.

Wie immer natürlich nur große Scheine, also schnell jemanden finden der wechseln kann bevor es wieder Ärger mit Taxifahrern und Straßenhändlern gibt die prinzipiell nicht wechseln können und wollen.

Gehen Abend fuhren wir dann nach Matura der nächstliegenden Bahnstation um den Zug nach Varanasi, der heiligen Stadt am Ganges, zu bekommen. Hier waren wir während der wartezeit die Attraktion des bahnhofes. Jeder musste uns fotografieren. Wir haben zurückgeknipst!

Da Züge in Indien im Schnitt mit 50 Km/h unterwegs sind brauchen wir für die Strecke von 661 km so um die 14,5 Stunden (22.00 Uhr – 12.25 Uhr). Die erträgt man am besten im Schlafwagen.
Also dann, gute Nacht

Besuch in Vrindavan – Tag 5

Wir zu Besuch in Vrindavan

Aufwachen in einem sauberen Ashram ist in Indien wirklich das Größte.

Damit wir pünktlich zum Morgenappell in der Schule kommen mussten wir uns beeilen. Pünktlich wie alle Inder stand auch schon die Fahrrad-Rikscha vor der Tür, die wir beim Wachmann den Abend zuvor geordert hatten. Eindringlich beschwor er den Fahrer uns nicht zu bescheißen, da wir Gäste der Schule waren. Food for Life (der Träger der Schule) kümmert sich wirklich rührend um seine Sponsoren.

Wir kamen genau richtig zum Appell. Ca. 500 Kinder standen in Reih und Glied vor einer Bühne und bemalten sich gegenseitig die Stirn mit dem Kriegersymbol. Das Kriegersymbol verleiht dem Träger Kraft und Stärke. Als sie damit fertig waren schmetterten sie aus voller Kehle die indische Nationalhymne und wanderten in die Klassenräume. Aber nicht in Trauben- oder Wolkenform wie man es in Deutschland gewohnt ist. Nein, jede Kinderschlange ging sauber und geordnet nacheinander in die Klasse. Ohne Geschrei und Gerenne.

Was für eine Disziplin. Da war ich echt erstaunt.

Während des Unterrichts hatten wir Zeit um uns Vrindavan näher anzuschauen. Mit unserem Begleiter Radha Madhava heuerten wir eine Motorrikscha für 400 INR (Rupien) und lernten die wichtigsten Tempel kennen.

1. Ziel auf der Tour war der Jagadguru Kripalu Parishat Prem Mandir

Ein Tempel aus weißem Marmor, der in der Sonne glänzt. Wer hier seine Sonnenbrille vergessen hat, kann gleich wieder umdrehen. Da man im Tempel grundsätzlich barfuß unterwegs ist, hatten wir beim Schuhe ausziehen und abgeben Zeit, um uns die Gegend anzusehen.

Wer schon immer ein Filmstar sein wollte kommt in Indien auf seine Kosten.

Eine Gruppe von Studenten fotografierte uns heimlich. Auf die Aufforderung sich mit uns ablichten zu lassen brach der Damm, wir wurden rumgereicht wie Brad und Angelina. Jeder wollte mit uns auf das Foto, jeder uns anfassen. Zurückhaltung ist nicht die Art der Inder, wenn man es zulässt. Es gilt als schick einen Europäer die Hand zu geben, auch als Frau.
Im Inneren des Tempels angekommen herrscht ein sehr angenehmes Klima.

Wichtig zu wissen: Im Tempel kann der „Altar“ meistens umgangen werden. Es ist ein Zeichen des Respektes eine Ehrenrunde (links herum) zu drehen.

2. Station war der Madan Mohan Temple.

Ein architektonisch sehr schönes Gebäude, wenn auch sehr zerfallen.

Vorsicht bei der Zufahrt und dem Gang zum Bauwerk, hier herrschen die Affen.

Schuhe werden auf der Straße ausgezogen und sollten von jemand bewacht werden. Sonnenbrillen gehören in die Hosentasche oder in den Rucksack. In unserem Fall fand sich jemand am Tempeleingang der für 5 Rupie hauptberuflich den Wächter spielte. Ein kurzer Rundgang um den Tempel genügt um sich ein Bild vom Bauwerk zu machen.

3. Kesi Ghat

Und schon ging es weiter zum Kesi Ghat. Diese Badestellen der Maharadschas sind legendär. Und da Vrindavan an einem Fluss (Yamuna) liegt finden sich auch Badestellen.

Opfergabe am Kesi Ghat

Die berühmtesten Ghats gibt es in Varanasi, am heiligen Ganges, aber das ist eine der nächsten Stationen. Hier will ich nicht vorgreifen.

Während wir am Ghat entlang spazierten sahen wir wie ein Mann Milch in den Fluss schüttete. Radha Madhava erklärte uns das Milch (Krishna war übrigens Kuhhirt) gerne den Göttern geopfert würde und dass im Fluss die Göttin Yamuna wohne.

Nach dieser Tour kehrten wir in die Schule zurück. Zeit zum Mittagessen.
Natürlich aßen wir in der Schule mit den Kindern.

Inmitten von kleinen Indern wurden wir neugierig beäugt wie wir mit den Händen versuchten das Reisgericht in den Mund zu schieben. Mein Sitznachbar ein kleiner 5jähriger korrigierte meine Handhaltung und nahm mich in Beschlag.

Schulessen

Danach schlenderten wir durch die Schule und sahen uns den Unterricht an.
Lesen, rechnen, schreiben, tanzen und handarbeiten stand auf dem Programm.

Schule macht selbst bei zusehen müde und so gingen wir in den wohlverdienten Mittagsschlaf um am Nachmittag bei der Essenausgabe der Slumkids zu helfen. Kinder die aus verschiedenen Gründen nicht das Privileg hatten zur Schule zu gehen.
Der Umgang war hier wesentlich rauher, aber ebenso herzlich.

Radha Madhava zeigte uns den Neubau des neuen Waisenhauses unweit der Schule der gerade entsteht. Hier wird noch Geld gebraucht um alles fertig zu stellen.
Rohbau waisenhaus Vrindavan

Sehr empfehlenswert ist die Pizzeria welche Food for Life mitten in Vrindavan gebaut hat. Da der Gründer und Geschäftsführer Italiener ist, hatte er eine sehr enge Vorstellung über Pizza. Und siehe da, original Steinofen-Pizza „Made in India“. Die es auch als Lieferdienst gibt, wenn man abends nicht in der freien Natur von den Moskitos zerstochen werden will.

Vrindavan und die Sandipani Muni School – Tag 4

Auf zur Sandpani Muni School

Abreise aus der Basisstation Delhi um 05.00 Uhr. Natürlich nimmt das Hotel einen völlig überhöhten Taxipreis. Aber das Risiko ein Taxi um die Zeit nicht zu bekommen ist einfach zu groß.

Am Bahnhof schickte man uns dann gleich zum Tourist Office um uns zu umsorgen. Dort erfuhren wir vom Bahnhofsvorsteher des Tourist Office das unsere im Internet gebuchten und bezahlten Tickets nicht gültig sind.

Wir müssen nochmal in die Stadt um im großen Tourist Office ein Ticket zu bekommen. Nur der Ausdruck reiche nicht. Es sei schlie0lich nur Papier. Auch der Einwand dass es sich um einen bezahlten und bestätigten Ausdruck handelt, förderte nur ein lapidares „not my Problem“ hervor.

Also sind wir in höchster Eile mit 30 kg Gepäck auf dem Rücken zum nächsten Taxi. Verhandeln mit dem Taxifahrer ging aus Zeitgründen nicht. Also kurz dem Fahrer 400 Rupien (ca. 6 EUR) in die Hand gedrückt und auf zum Connaught Place.

Unterwegs erzählt uns der Taxifahrer dass der 06.00 Uhr Zug gestrichen wurde, aber es fahren ja heute noch zwei Züge nach Mathura / Vrindavan.

Am Connaught Place kam dann das große Erstaunen. Warum sollten unsere Tickets nicht gültig sein? Sie sind doch mit Visa bezahlt und von India Railway bestätigt (confirmed).
Auch von einem gestrichenen Zug wisse man nichts. Es ist alles in Ordnung, wir sollen doch schnell zum Bahnhof fahren. Alle restlichen Züge wären hoffnungslos ausgebucht.
Also schnell zurück zum Bahnhof.

Voller Stress sind wir also zurück zum Bahnhof um in letzter Minuten den 06.00 Uhr Zug zu nutzen.

Die Moral von der Geschichte:

400 Rupien in den Sand gesetzt und fast den Zug verpasst nur weil wir dem erst besten, wirklich gut gekleideten, Bahnhofsmanager geglaubt haben. Das sollte aber nicht die letzte Verlade an diesem Tag sein.

Im Zug hatten wir die höchste Klasse gebucht. Das bedeutet Essen wie im Flugzeug.

Essen im indischen Zug

Wir sind echt überrascht, bis jetzt sind indische Züge pünktlich. 07.29 Uhr Ankunft in Matura dem Vorort von Vrindavan.

Als wir aus dem Zug aussteigen wollten stellt sich der Schaffner quer, wir müssen noch das Essen bezahlen. Auf unsere Aussage dass es im Ticketpreis enthalten wäre schüttelte er beharrlich den Kopf und hielt die Hand auf. 50 Rupien!

So einfach lassen sich Touristen abziehen. Wir verbuchen das als Eingewöhnungsphase!

Schnell aus dem Bahnhof an den aufdringlichen Tuc-Tuc-Fahrern vorbei. Jedoch nicht ohne mehrere im vorbeigehen zu fragen was die Fahrt nach Vrindavan kostet.

Die Preisstaffel reicht von 200 – 600 Rupien.

Unser Fahrer versichert uns, dass er das Ziel, die Sandipani Muni School kenne. Natürlich war dem nicht so, aber bei einem Festpreis (ja wir haben in Delhi aus dem Taxidesaster gelernt) haben wir ihn suchen lassen und tatsächlich hat er sich durchgefragt.

Die Sandipani Muni Primary School ist eine Einrichtung die ausgesetzte und misshandelte Kinder aufnimmt und weltweit von Sponsoren unterstützt wird.

Unser Ansprechpartner war Radha Madhava (Heiliger Matthias) ein Deutscher Auswanderer der in Vrindavan lebt und die Schule mit Relationsship Management unterstützt.

Hier in der Schule trifft man die Ärmsten der Armen. Glücklicherweise ist das durch die Schuluniformen welche die Schule ausgibt nicht zu sehen. Die Stimmung ist eine ganz andere. Ich habe selten so viele wohlerzogene und glückliche Kinder gesehen, die liebevoll miteinander umgehen.

Wenn mich schon die Schule begeistert hatte machte mich der dazugehörige Ashram sprachlos. Nachdem wir uns an unser Hotel in Delhi gewöhnt hatten (1520 INR/ Nacht), war die Unterkunft in Vrindavan um Klassen besser. Nicht nur das Sie geschmackvoll eingerichtet war, es funktionierte alles tadellos. Der Wachmann am Eingang nahm jeden Besucher genau unter die Lupe und kannte alle Gäste persönlich.

Auch Stromausfälle wurden durch das Notstromaggregat innerhalb von 60 Sekunden behoben. Als wir den Preis erfuhren (400 INR/ Nacht) fühlten wir uns von Delhi betrogen.